Coldplay bringen die Red-Bull-Arena in Leipzig mit Herzschmerz-Hymnen zum Glühen

09/15/2012

Leipzig. Diese Musik kennt kein Aber und kein Wenn, kein Irgendwie und kein Sowohl-Alsauch. Was Chris Martin, Gitarrist Jonny Buckland, Schlagzeuger Will Champion und Guy Berryman am Bass auf der Bühne anstellen, zielt nicht in den Kopf, trägt keine Botschaft außer sich selbst, aber schraubt sich mittenrein ins Herz. Da, wo die Schmerzen süß sind, wenn es, wie in den meisten Coldplay-Songs, immer noch eine Luke nach draußen, raus in die offenen Arme der großen Liebe gibt: „Oh, du benutzt dein Herz als Waffe – und das schmerzt wie der Himmel", singt Chris Martin in „Hurts Like Heaven" vom aktuellen Album „Mylo Xyloto", ein Wort, das nach Aukunft der Band absichtlich nichts bedeuten soll. Es ist der erste Song eines Konzerts, das am frühen Abend mit Charli XCX und Marina and the Diamonds begonnen hat. Nun ist es zehn nach neun, dunkelgraue Stunde. Ein Stadion stellt sich auf null, nichts, Mylo Xyloto. Vom Band läuft die Titelmelodie der Science-Fiction-Filmreihe „Zurück in die Zukunft", was wohl eher unfreiwillig auf den Produktions-Pomp der vergangenen beiden Coldplay-Alben anspielt. Doch das interessiert an diesem Abend niemanden, als das Licht ausgeht und vier sehr sympathische junge Männer auf die Bühne kommen. Aber was heißt hier Bühne? Es ist eine Art Fantasialand mit fluoreszierenden Matten hinter der Bühne, fünf runden Bildschirmen, Lasern, die in dünnen Strahlen die Nacht durchschneiden, Riesenbällen und Licht, Licht, Licht. Fast jeder Zuschauer leuchtet an diesem Abend, was an über Funk ausgelösten Leuchtarmbändern liegt, die man am Eingang bekommen hat. Zehntausend Glühwürmchen wiegen im Takt. Auch am Stadiondach schwirren bunte Punkte hin und her. Schon beim ersten Titel geht Feuerwerk in die Luft, Konfetti wird aus mehreren Kanonen in den Wind geblasen. Und Chris Martin rennt, tollt, hüpft wie ein junger Hund über den Steg, der weit in das Meer aus Armen und Lichtpunkten reicht. Beim zweiten Titel, „In my Place", schwitzt er bereits, legt sich auf den Rücken und genießt den Jubel. Sogar ein paar Brocken Deutsch hat er dabei: „Es ist eine Ähre hier zu sein" ruft er. Und: „German is too fucking schwer to me all the time." Macht nichts, Chris! Jürgen Kleindienst LVZ